Kunst fürs Büro?

Franz Fedier, «Hafen von Oran», 1951, Gouache, 34.4 x 57 cm

KUNST FÜRS BÜRO?

Einblicke in die Kunstsammlung des Kantons Uri

Sommerausstellung

16. Juni bis 19. August 2012

art-tv: Das Kulturfernsehen im Netz
Filmbeitrag

In Zusammenarbeit mit Dr. Rolf Aebersold, Staatsarchivar und Betreuer der kantonalen Kunstsammlung Uri

Schon seit Jahrhunderten bewahrt der Kanton Uri Objekte, die dem Alltagsgebrauch aus irgendwelchen Gründen entzogen wurden, auf. Dazu gehören alte Schlachten-Banner und Kanonen, wie auch Siegel-Stempel und Gerätschaften aus dem Verwaltungsgebrauch. Diese Objekte, früher «Staatsaltertümer» genannt, bilden den Ausgangspunkt der heutigen Sammlung. Als Folge früherer hoheitlicher Rechte sind auch – allerdings in beschränkter Anzahl, aber von exklusiver Art – Münzen und Medaillen in die Obhut des Staatsarchivs gelangt. In jüngerer Zeit kamen archäologische Bodenfunde dazu.

Insbesondere nach dem 2. Weltkrieg begann der Regierungsrat ab und zu und dann immer häufiger Kunstwerke von Urner Kunstschaffenden zu erwerben: Werkankäufe verstorbener Künstlerinnen und Künstler aus Privatbesitz, Ankäufe aus dem aktuellen Schaffen an Ausstellungen, in den Ateliers oder an Auktionen. Daraus entstand eine umfangreiche Sammlung von circa 1‘500 Werken bildender Kunst.

Die Sammlung hätte nie den heutigen Umfang erreichen können, wenn nicht grosszügige Schenkungen den Bestand ergänzt hätten. Oft ist die kantonale Kunstsammlung Nutzniesserin, wenn Haushalte aufgelöst werden. Auch der Eingang mehrerer umfangreicher Künstler-Nachlässe hat das Wachstum der Kunstsammlung gefördert.
Auch wenn die Sammlung als Ganzes sehr heterogen zusammengesetzt ist, haben doch alle Arbeiten – mit ganz wenigen Ausnahmen wie Geschenke – einen funktionalen oder inneren Bezug zum Kanton und damit zur Urner Kulturgeschichte.
Des Weiteren ist es ein Anliegen des Staatsarchivars, dass die Exponate möglichst in Verwaltungsräumen, Sitzungszimmern und Büros platziert werden können und eine gewisse Öffentlichkeit erreichen.

Mit dieser Ausstellung, die eine Auswahl von circa 150 Kunstwerken zeigt, wird das Engagement des Kantons Uri für die bildende Kunst gewürdigt.

Der Danioth Pavillon ist in die Ausstellung integriert und überraschende Arbeiten von Heinrich Danioth aus Kantonsbesitz sind in diversen Räumen zu sehen. Unter anderem Entwürfe für Urner Trachten-Blusen, ausgeführte Trachten und Stickereien auf Baumwolle.

«Um 1930 lernten Emil (Betreiber des Steinbruchs in Seedorf-Bolzbach) und Greta Knüsli-Suter Heinrich Danioth kennen und seine Malerei schätzen. Da es Heinrich Danioth finanziell offenbar nicht gut ging, soll Mutter Greta Knüsli zusammen mit Heinrich Danioth nach Wegen für neue Einnahmequelle gesucht haben. Sie entwickelten in der zweiten Hälfte der Dreissigerjahre gemeinsam den Plan, Urnerblusen mit neuen Formelementen zu fabrizieren. Sie wollten damit auch den Weg zu einem neuen Kunstverständnis öffnen. Weit über Entwürfe auf Papier und in Textil hinaus gelang das Unternehmen jedoch nicht. Die moderne Formensprache soll beim Zürcher Heimatwerk (und damit bei der 1926 gegründeten Schweizerischen Trachtenvereinigung) auf entschiedenen Widerstand gestossen sein, und der vermeintliche Absatz an Touristen blieb auch aus, nicht zuletzt der politischen Entwicklung, aber auch des hohen Preises wegen.»
Auszug aus «Heinrich Danioth und die Urner Trachtenstickerei » von Dr. Rolf Aebersold, Urner Wochenblatt, 19. 6. 1999 

Kunstschaffende der Ausstellung: Konrad Abegg, Lea Achermann, Bruno Altner, Anonymi, Heidi Arnold, Margrit Aschwanden, August Babberger, Franz Bär, Pierino Baldelli, Jürg Benninger, Laimon Berlinger, Uriel Berlinger, Gabriela Bonetti Bär, Edmund Caviezel, Heinrich Danioth, Ferdinand Della Pietra, Hans Dettling, Felix Maria Diogg, Thomas Dittli, Lisa Enderli, Franz Fedier, Charles Gerig, René Gisler, Eduard Gubler, Andreas Hör, Urs Huber, Werner-Caspar Huber, Mary Anne Imhof, Karl Iten, Caspar Käsli-Schulthess, Josua Klän, Adolf Kreuzer, Marianne Kuster-Tresch, Charles L’Éplattenier, Louis Lussmann, Ludwig Lussmann, Beatrice Maritz, Marlène Marty-Epp, Gertrud von Mentlen, Marietta Merz-Haas, Andrea Muheim, Mundy Nussbaumer, Mirjana Prvulovic, Eugen Püntener, Anita Regli, Peter Regli, Gedeon Renner, Hans Sandreuter, Reto Scheiber, Luca Schenardi, Felix Schenker, Erna Schillig, Adriana Stadler, Thomas Stadler, Erwin Steinemann, Ernst Stückelberg, Anton Walker, Johannes Weber, Andreas Wegmann, Hans Beat Wieland, Werner Paul Witschi, Anna-Trix Zgraggen, Maria Zgraggen, Maria Magdalena Z’Graggen

Projekt der Kunstvermittlung zum Thema Sammeln
Hörstation:
Die Dinge sind da, um gefunden zu werden. 
Frei nach Pippi Langstrumpf 

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Ausstellungsansicht Haus für Kunst Uri - Kunst fürs Büro? 2012; Franz Bär, Maria mit Jesuskind 1946, Franz Bär, Sei getreu bis in den Tod 1938, Eugen Püntener, Franz von Assis mit Vögelchen auf der linken Schulter 1937, Heinrich Danioth, Segnung 1953; Foto: F.X. Brun
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Ausstellungsansicht Haus für Kunst Uri - Kunst fürs Büro? 2012; Heinrich Danioth, Entwürfe für Stickereien, 1936/39, Heinrich Danioth, Stickerei-Entwurf 1936/39 Heinrich Danioth, Stickerei-Entwurf für Trachtenbluse 1936/39 Heinrich Danioth, Trachten-Blusen-Entwürfe 1936/39, Heinrich Danioth, Entwurf für Stickerei, 1936/39; Foto: F.X. Brun
Ferdinand_Della_Pietra_1953_1951_Maria_Zgraggen_ohne_Titel2003
Ausstellungsansicht Haus für Kunst Uri - Kunst fürs Büro? 2012; Ferdinand Della Pietra, Alter "Seehof" in Seedorf 1953 und Der Garten im Rosenberg um 1951, Maria Zgraggen, ohne Titel 2003; Foto: F.X. Brun