Beatrice Maritz

Beatrice_Maritz
Ausstellungsansicht Haus für Kunst Uri - Transformation: Mythos Alter 2013; Beatrice Matritz

Ohne Titel, 1986–2013

«Nachts, vor dem Einschlafen, die Kamera bereitlegen. Ein altes, 1100 g schweres Modell, das 1986 schon alt war, ein Geschenk des Bruders, der sich etwas Moderneres angeschafft hatte.

Morgens, beim Erwachen, nach der Kamera greifen, sie mit beiden Händen festhalten, die noch zittrigen Arme strecken, mit dem Zeigefinger den Auslöser ertasten, von unten ins Objektiv blicken (mit Augen, die soeben noch Traumbilder gesehen haben mögen), dann abdrücken, den Film weiterspulen, die Kamera wieder nebens Bett legen. Vielleicht noch eine Weile liegen bleiben, vielleicht die Augen noch einmal schliessen.

1986, als Studentin an der Düsseldorfer Akademie, kam Beatrice Maritz auf die Idee, ihr Gesicht gleich nach dem Aufwachen zu fotografieren. Sie beschäftigte sich mit Selbstporträts, also mit sich selbst, und fragte sich: Wie sehe ich aus, wenn ich mich nicht frage, wie ich aussehe?

Mit der Zeit ist es zu einer Art Gewohnheit geworden. Wenn sie wieder einmal daran denkt, legt sie abends die Kamera nebens Bett, immer die gleiche, seit 1986. Und über die Jahre – 27 sind es bis jetzt – ist fast absichtslos eine Serie entstanden.

Für diese Ausstellung hat die Künstlerin daraus 53 Aufnahmen ausgewählt. Sie hat sie chronologisch angeordnet und zeigt uns so das Vergehen der Zeit. Sie zeigt es uns mit ihrem Gesicht, auf ihrem Gesicht. Und sie zeigt uns ihr Gesicht jedesmal in einem Moment, in dem das Bewusstsein noch kaum Macht über es hat. Ein ungewaschenes, ungeschminktes, entspanntes, noch fast traumverlorenes Gesicht, das sich um sein Aussehen keine Sorgen macht.»
Andreas Grosz

Beatrice Maritz
*1962 in Muri (AG)
lebt und arbeitet in Erstfeld

Ausbildung
1982–1985 Schule für Gestaltung in Zürich
1985–1987 Kunstakademie Düsseldorf
seit 1988 freischaffende Künstlerin, verschiedene Brotarbeiten, Projekte und Auslandaufenthalte
2006 Gründung der edition pudelundpinscher zusammen mit Andreas Grosz

Einzel- und Gruppenausstellungen (Auswahl)
2013 Transformationen: Mythos Alter, Gruppenausstellung, Haus für Kunst Uri, Altdorf
HerbstSalon, Gruppenausstellung, Kornschütte, Luzern
2012 Humus, Oxyd, Winterthur (mit Marie Therese Amici, Andreas Fritschi, Werner Hartmann, Lex Vögtli und Barbara Wiggli)
2010 Jahresausstellung Zentralschweizer Kunstszenen, Luzern
2009 Galerie Wengihof, Klubschule Migros, Zürich (mit Alex Herzog, Heinz-Peter Kohler)
Galerie Niedervolta, Altdorf
2008 Projekt in der Galerie Naumann, Stuttgart (mit Katja Schicht und Ute von Heubach)
Oxyd, Winterthur (mit Monika Gasser und Carlo Domeniconi)
2007 Schnee von gestern, Gruppenausstellung, Galerie Martin Flaig, Basel
2006 Longing for Paradise, Gruppenausstellung, Kaskadenkondensator, Basel
2005 Aus fünf Studierstuben, Gruppenausstellung, Oxyd, Winterthur
Galerie Martin Flaig, Basel
2004 Protest und Kritik, laut und leise, mit Andreas Grosz, Gruppenausstellung, Haus für Kunst Uri, Altdorf
2003 Artforum Künstlerkreis Ortenau (mit Mireille Gros), Offenburg
2002 Art Forum Ute Barth, Zürich
Zentralschweizer Kunstschaffen, Jahresausstellung, Luzern
1999 Galerie Marie Louise Wirth, Zürich (mit Maurice Ducret)
1997/98 Kunsthaus Zürich (mit Wilfried Moser)

Auszeichnungen
Winter 2006/07 Stipendium Zentralschweizer Atelier Berlin
2002 und 2005 Förderbeiträge der Kunst- und Kulturstiftung H. Danioth, Altdorf
1997 Conrad Ferdinand Meyer Preis
Atelierstipendium des Kantons Zürich in der Cité Internat. des Arts, Paris
1994–1996 Atelierstipendium der Stiftung Binz 39 in Zürich
1993 Stipendium der Stiftung Binz 39 in Scuol

www.kunst-forum.ch
www.hausfuerkunsturi.ch/allgemeines/transformationen-mythos-alter/
www.hausfuerkunsturi.ch/allgemeines/kunst-fuers-buero/