Marianne Rinderknecht

Unterwassergärten in der Wüste

In leuchtendem Grün wuchern die Farben wie Pflanzenranken der Wand entlang und winden sich bis unter die Decke des Ausstellungsraumes hoch, wo sie knospenartig in gelben Enden auslaufen. Ein Eiscremegrün formt sich zum Farbfeld aus und deutet zusammen mit einem gelben Himmelszelt einen fiktiven Bildraum an, über den sich ein kühn geschwungener Bogen spannt. Andernorts greifen Tentakel in die Wand aus und umspielen dabei einen zweiten Farbkörper. Dessen massige Figürlichkeit ist in dunklerem Braun gehalten und droht mit mächtigen Greifern das zarte Grün gleichsam aus dem Hinterhalt zu erdrücken. Eigens für die Ausstellung «Im Schatten der Pyramiden» hat Marianne Rinderknecht ein Wandbild geschaffen, weshalb es kaum erstaunt, dass sich im Bildzentrum und an den Enden der Tentakel rosarote Pyramiden in Form stilisierter Triangel tummeln.

Rinderknechts Malerei ist fröhlich, farbig und verspielt. Ihre fantastischen Formen erinnern an die Pracht eines schillernden Unterwassergartens, in dem Florales und Organisches ineinander verfliessen. Und dennoch bewahrt sich die Malerei trotz Gegenstandsassoziationen einen autonomen Charakter als «organische Abstraktion», die sowohl das Kreatürliche meint als auch entschieden auf die Loslösung von der Naturerscheinung verweist. Genauso elegant gleitet Rinderknechts Kunst nicht nur zwischen Pyramiden und Unterwassergärten, sondern auch zwischen den Traditionen von Abstraktion und Pop, ernsthaft und schillernd zugleich und bei aller Verspieltheit stets ein wenig giftig, zuweilen gar bedrohlich.
‹Konrad Bitterli, Kurator, Kunstmuseum St. Gallen›

Marianne Rinderknecht
*1967 in St. Gallen
lebt und arbeitet in St Gallen

Ausbildung
1995–1998 Freie Kunstklasse, Schule für Gestaltung Basel (heute HGK FHNW)

Medien der künstlerischen Arbeiten
Malerei, Bildinstallation, Wandmalerei

Einzelausstellungen (Auswahl)
2008/06/04 Galerie Paul Hafner, St. Gallen
2007 Ausstellungsraum Katharinen, St. Gallen
2005 dream on, in Zusammenarbeit mit Basim Magdy, Kunsthalle St. Gallen (Kat.)
2003 dream on, in Zusammenarbeit mit Basim Magdy, Townhouse Gallery of Contemporary Art, Kairo

Gruppenausstellungen (Auswahl)
2006 HEIMSPIEL 2006. Ostschweizer Kunstschaffen, Kunstmuseum St. Gallen abstract art now – floating forms, Willhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein (Kat.)
2003 6 x malen, Projektraum exex, St. Gallen
2000 Gastspiel, Peter Merian Haus, Basel

Publikationen (Auswahl)
2004 Gertrud Genhart, Edith Hänggi und Marianne Rinderknecht, OneNightStand©: ein Kunstprojekt, Report, Basel

Auszeichnungen (Auswahl)
2005 Werkbeitrag der Stadt St. Gallen
2004 Ausstellungsteilnahme Swiss Art Award, Basel
2001 Werkbeitrag des Kantons St. Gallen
2000 Jahrespreis des Kunstförderungsvereins Ring St. Gallen

Ägyptenaufenthalte
2003 Kairo, ein Monat Projektaufenthalt, Ausstellung dream on, in Zusammenarbeit mit Basim Magdy, Pro Helvetia
2002–2003 Kairo, sechs Monate Atelieraufenthalt, Konferenz der Schweizer Städte für Kulturfragen (KSK), Stadt St. Gallen

www.mariannerinderknecht.ch
www.hausfuerkunsturi.ch/allgemeines/im-schatten-der-pyramiden/