Hans Witschi

Die Schweiz ist übersät mit einem dichten, unsichtbaren Netz von Heimen aller Art. Kranke und behinderte Kinder wurden noch bis in die 70er Jahre institutionalisiert. Es gab fast keine Hilfe und es fehlte die nötige Infrastruktur, um minderbemittelten Eltern zu ermöglichen, ihr behindertes Kind zu Hause aufwachsen zu lassen. Ausserdem galt ein solches Kind in vielen Familien als Zeichen von Sünde und darum als beschämende Schande. Deshalb war es nicht unüblich, dass Kinder als Langzeitpatienten in Heimen und Spitälern aufwuchsen. In einer solchen Umgebung waren die Patienten geschützt und ausgeliefert zugleich. Sowohl behütet und versorgt von pflegenden Schwesternhänden, gleichzeitig aber auch berührt als Objekte eines unablässigen ärztlichen Forschungswillens, Krankheit zu bezwingen.

FLASHBACK (1997) ist die Darstellung von 54 Kindern einer „Aussenstation”, in der Hans Witschi selber als Patient die ersten 16 Jahre seines Lebens verbracht hatte. Alte Fotografien, die meist von Spitalpersonal oder Eltern gemacht wurden, nahm er als Anstoss, seine Kameraden in gemalten Portraits aufscheinen zu lassen: „Ich wollte die Fotografie nur als Auslöser eines inneren Bildes benutzen. Die Fotos waren denkbar schlecht, klein, unscharf oder dunkel. So passierte es mehrere Male, dass vergessene Gesichter von Kindern, die gar nicht auf der Vorlage zu sehen waren, überraschend in Erscheinung traten. Flashback: Die Fotografie holte mein Bild ab.”

ZENTRALPARK hat Witschi 1989 in New York, wo er nun lebt, gemalt. Der Symbolcharakter des Bildes und die Ambivalenz der Farbe Rot als Lichtreflexe sowie als Farbe des Blutes sind unübersehbar.
Das Werk ist seit 1990 im Besitz des Kinderspitals Affoltern am Albis und hängt dort im Eingangsbereich. Weil es bei Besuchern und Personal immer wieder stark polarisiert, überlegt sich die Direktion eine Umplatzierung.

Hans Witschi
*1954 in Luzern
seit 1989 lebt und arbeitet in New York

Ausbildung
1970 Antritt einer kaufmännischen Lehre, daneben ein Jahr lang Malunterricht bei Gustav Guldener
1977 und 1980 Studien- und Werkbeiträge des Kantons Zürich

Einzel- und Gruppenausstellungen (Auswahl)
Seit Beginn der 1980er-Jahre zahlreiche Ausstellungen, unter anderem mehrmals in der Kunsthalle Palazzo, Liestal, in den Galerien Bernhard Schindler, Bern, Ursula Siegenthaler und Stephan Witschi, beide Zürich.

Auszeichnungen
1991 und 1992 das Eidgenössische Kunststipendium
1989 New Yorker Atelierstipendium der Stadt Zürich
1981, 1986 und 1987 Stipendium für Bildende Kunst der Stadt Zürich

Der 1989 gedrehte Dokumentarfilm WITSCHI GEHT von Paolo Poloni wird 1992 am Filmfestival Locarno gezeigt.  Seit 2008 ist er Faculty Member der renommierten Art Students League of New York, an der er als Dozent unterrichtet. Hans Witschi wird  durch die Galerie Stephan Witschi in Zürich vertreten.

www.stephanwitschi.ch
www.handbook.org
www.sikart.ch
www.hausfuerkunsturi.ch/allgemeines/mythos-kindheit/