Peter Sauerer

«Grosse Veränderungen verwirren den Orientierungssinn und machen uns Angst. Deshalb schaffen wir uns immer wieder Dinge, die sich nicht verändern. Oder nur wenig. Das beruhigt und verspricht Sicherheit. Scheinbar. Denn wenn man es sorgfältig bedenkt, weiss im Grunde ein jeder, dass sich nichts wirklich festhalten lässt. Selbst die solideste Konstruktion, selbst der absolut unerschütterlich wirkende Bau geraten früher oder später ins Wanken und versinken im Staub. Gibt es also keine Hoffnung auf Halt?
Betrachtet man die Schnurarchitekturen von Peter Sauerer, will es nicht so scheinen. Jedenfalls nicht, solange man Halt im Unabänderlichen sucht. […]
In den Schnurarchitekturen steht das transformatorische Moment im Vordergrund. Das hat in diesem Format und in dieser Technik etwas Reizvoll-Verspieltes und Tragisch-Komisches. Wer als Kind einmal die kleinen, meist bunt bemalten straffen Schnurfiguren in der Hand gehalten hat, die man durch einen leichten Daumendruck gegen den Boden ihres Sockels in ein schlaffes Häufchen Elend verwandeln kann, dem werden die spannenden Stufen des Überschreitens von einem chaotisch desolaten Zustand der Teile zu einem gegliederten Ganzen unvergesslich bleiben. Sauerers Arbeiten spielen mit diesen Erfahrungen.»
Andreas Bee

«Gerade weil der Schrecken nicht in seinem Wesen zu liegen scheint, eignet sich das Kleine vorzüglich zur Erregung von Verstörtheit. Schon Edmund Burke sah in ihm aufgrund seiner Überschaubarkeit den Hort des Schönen, wohingegen sich das Gefühl des Erhabenen am Grossen entzünde. Wird das Kleine nun mit einem Inhalt aufgeladen, der seiner vermeintlichen Harmlosigkeit so vollkommen widerspricht, entsteht ein Gefühl von Beklemmung, und der Schrecken erscheint umso grösser. […]
Der kleine Massstab, so hat Susan Stewart ausführlich analysiert, bedeutet keinesfalls eine entsprechende Bedeutungsverkleinerung. Im Gegenteil besitzt die Miniatur ideellen Wert und verweist stets auf ein Grösseres. Sie ist aufgrund höchster handwerklicher Kunstfertigkeit Objekt der Begierde und zugleich Projektionsfläche von Sehnsüchten. So gelingt Sauerer mit seinen Kleinkunstwerken, absichtsvoll oder nicht, auch die perfekte Verkörperung von Sammlerträumen, die sich auf den fetischisierten Gegenstand richten.»
Astrid Mania

Peter Sauerer
*1958 in München

Ausbildung
1978 Steinmetzlehre
1985 Meisterschüler bei Prof. Sir Eduardo Paolozzi in München
1986 Symposium in Sarajevo

Arbeiten in öffentlichen Sammlungen
Städtische Galerie, Villingen-Schwenningen
Städtische Museen, Heilbronn
Arp Museum, Remagen
Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main

Einzelausstellungen (Auswahl)
1995 Galerie im Scharfrichterhaus, Passau
1996 Galerie Goldenes Kalb, Aarau
1997 «Friedrich Sauerer», Artothek München (mit Trude Friedrich)
1998 Städtische Galerie Villingen-Schwenningen (mit Marius Pfannenstiel)
1999 Galerie Katia Rid, München
Galerie Thomas Rehbein, Köln
2001 «Spanische Realität», Galerie Katia Rid, München
2002 «Herkulessaal», Galerie Neue Kunst, Mannheim (mit Trude Friedrich)
2005 Kunstverein Aichach (mit Trude Friedrich)
2006 Albrecht Dürer Gesellschaft – Kunstverein Nürnberg (mit Sonia Knopp)
2007 «Paradecar», Thomas Rehbein Galerie, Köln
2008 «Paradecar», Stiftung Schloß Fachsenfeld
«lichtung», Städtische Galerie im Höhmannhaus, Augsburg (mit Trude Friedrich)
«homehotel», Galerie Michael Heufelder, München
2009 «A Voice from on High», Stadtturmgalerie Innsbruck
2010 «Passion 2010 – Don’t Take Your Guns To Town», Weißfrauen Diakoniekirche Frankfurt
«Liebäugeln II -friendly fire», fine-german-gallery, Frankfurt am Main

Gruppenausstellungen (Auswahl)
1985 «Ludwig I», Pavillon im Alten Botanischen Garten, München
1990 «Maibaum, Pfannenstiel, Sauerer», Ladengalerie Lothringerstraße, München
1992 «Fakta», Städtische Galerie der Stadt Prag
1996 «Landvermesser», Kunstverein Mannheim
«Die Kunst des Fliegens», Zeppelinmuseum Friedrichshafen
1997 «Aus dem Süden», Galerie Prima Kunst, Kiel
1998 «HAMK PS + JK», Galerie Thomas Rehbein, Köln
«Aktuelle Kunst aus Bayern», Nationales Kunstmuseum der Ukraine, Kiew
2000 «Berge 2000», Alpines Museum, München
2001 «Das dritte Element: Terra», Gerhard Marcks Haus, Bremen
2003 «Pocket», Galerie Eugen Lendl, Graz
«Gibt’s mich wirklich? – Vier Räume aus der Sammlung Schürmann», K 21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
2004 «Ich will, dass Du mir glaubst», 9. Triennale Kleinplastik Fellbach
«heiraten, lästern, pumpen», Kunstverein Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft
«Contemporary Art From Germany», European Central Bank, Frankfurt am Main
2005 «Modellräume – Bühnen, Spielfelder, Versuchsanordnungen», Städtische Galerie Nordhorn
«Die obere Hälfte – Die Büste seit Auguste Rodin», Städtische Museen Heilbronn, Kunsthalle Emden, Museum Liner Appenzell
«Joy», Casino Luxembourg – Forum d’art contemporain
2009 «Modellstück», Arp Museum Bahnhof Rolandseck
«Labyrinth :: Freiheit», Franzensfeste, Fortezza
«Das Fundament der Kunst», Städtische Museen Heilbronn
2010 «Das Fundament der Kunst», Gerhard-Marcks-Haus, Bremen, Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen

Auszeichnungen
1988/89 DAAD-Stipendium in Wien
1997 Förderpreis des Freistaats Bayern
2000 Arbeitsstipendium in der Casa Baldi in Olevano Roman
2002 Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds, Bonn

www.petersauerer.de
www.hausfuerkunsturi.ch/allgemeines/miniversum-d3/