Katrin Freisager

KatrinFreisager_Las_Meninas_2004_2011
Ausstellungsansicht Haus für Kunst Uri - Inszenierungen und andere Spiele 2011; Katrin Freisager, Las Meninas 2004/11

Den Bilderzyklus Las Meninas (Die Hoffräulein), 2004/2011, inszeniert Katrin Freisager nach dem gleichnamigen Gemälde von Velásquez aus dem Jahr 1656. Es herrscht dieselbe mysteriöse Atmosphäre, derselbe reduzierte Rahmen, die auch ihre früheren Arbeiten prägen. Im Kontrast zu jenen stehen hier die üppigen Kostüme, die die Körperkompositonen verhüllen und herausstreichen.
In all ihren Werken reflektiert die Künstlerin die Frage nach der Identität. Sie sucht nach dem, was die Figuren, den Menschen darstellt. Das «Wer bin ich?» kann vieles sein vor dem Hintergrund von bestimmtem gesellschaftlich kontrolliertem Rollenverhalten, einer flüchtigen Realität und unter dem Einfluss neuer Bildwelten und Bildcodes von Massenmedien. Durch die starke Betonung vor allem des weiblichen Körpers spielt sie mit den Gefühlen von Voyeurismus, Unterwerfung, Verführung, Provokation und Irritation. Die Figuren halten den Betrachter im Ungewissen, im Dazwischen der Gefühle. Sie bieten eine Projektionsfläche für eigene Fantasien.
Fotografie bedeutet für Freisager die Inszenierung einer eigenen Welt, welche durch die spezifische Verwendung dieses Mediums eine Verbindung zur Realität herstellt, um dann um so tiefer in die Fiktion abzutauchen.
Sonia Favre

Das Gemälde Las Meninas (276 x 318 cm) des spanischen Malers Diego Velázquez ist im Jahr 1656 entstanden und befindet sich heute im Museo del Prado in Madrid.
Las Meninas ist eines der meistdiskutierten Gemälde der Kunstgeschichte. Der Barockmaler Luca Giordano behauptete von dem Gemälde, dass es die «Theologie des Malens» darstelle. Der Maler Thomas Lawrence nannte es im 19. Jahrhundert ein Werk über die «Philosophie der Kunst». Bis heute wird es immer wieder als das bedeutendste Gemälde von Velázquez beschrieben und gilt als eine selbstbewusste, durchdachte Reflexion darüber, was ein Gemälde darstellen kann.
Hugh Honour, John Fleming: A Word History of Art. 1982

Kartenset: Katrin Freisager – Las Meninas

Living Dolls, 2000
Katrin Freisager spielt in ihrem grossen, siebenteiligen Fries mit der Grenze zum Künstlichen: Living Dolls zeigt schöne, makellose Modelle, die auf einer hellen, genoppten Unterlage aus Schaumstoff gleichsam schweben, entschweben. Ihre spärlichen, halbdurchsichtigen, hautfarbenen Kleider reduzieren das Nacktsein, das Sexuelle, neutralisieren es.
Die Struktur der Abfolge – bis auf eine Figur tauchen alle in zwei Perspektiven und zwei unterschiedlichen Konstellationen auf – löst das Einmalige, das Persönliche auf, ohne Drama, ohne Sentiment. Wir meinen, neuartige Medienwesen, biologisch angereicherte Cyborgs vor uns zu haben, mit einem schwarzen Wesen in ihrer Mitte, das gleichermassen fremd erscheint, wie es dem Reigen menschlicher Künstlichkeit optischen Halt verleiht.
Urs Stahel, Direktor Fotomuseum Winterthur

Untitled, 2002
Ob diese puppenhaften Körper überhaupt lebendig sind, ist man sich gar nicht so sicher. Sie befinden sich in einer exakten Balance zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit. Und vielleicht wäre es uns ja lieber, wenn sie eindeutig künstlich wären: Dann wäre die Sache klar. So aber ist sie nicht klar. Denn wir müssen uns eingestehen, dass da doch Blut durch diese bleichen, ineinander verknoteten Gliedmassen fliesst. Ohne sichtbare Kraftanstrengung ruhen sie in gerichteten Konstellationen aufeinander. Fast architektonisch muten diese Anordnungen an: Es herrschen vereinbarte, stille Verhältnisse von Tragen und Getragen-werden. Die einzelnen Teile erfüllen ihre Aufgaben, im Dienst der Künstlerin.
Simon Maurer in: UNTITLED, Publikation, Helmhaus Zürich, 2002

Katrin Freisager
*1960 in Zürich
lebt und arbeitet in Zürich

Ausbildung
1983-87 Fachklasse für Fotografie, HGKZ Zürich
1978-81 Berufsmittelschule, Zürich
1977-81 Ausbildung Typografie, Zürich
1997-98 Residency New York, USA
2001-10 Mitglied der Kommission für Bildende Kunst der Stadt Zürich
2001-06 Gastdozentin, Studienbereich Fotografie, HGKZ, Zürich
2004 Residency London, Great Britain
seit 2004 Dozentin für Bildende Kunst, Institut Kunst, HGK FHNW, Basel

Einzel- und Gruppenausstellungen (Auswahl)
2011 Inszenierungen und andere Spiele, Haus Für Kunst Uri, Altdorf
2010 Kunst in der Kundenzone Uetlihof, Credit Suisse, Zürich, Permanente Installation*
Blickfeld Körper, Kantonsspital Aarau
Your Choice – My Selection, Galerie Elisabeth Staffelbach, Zürich
Le Meilleur Des Mondes, MUDAM, Musée D’Art Modern Grand-Duc Jean, Luxembourg
2009 My Sister Never Sleeps, Galerie Elisabeth Staffelbach, Zürich*
Centro Culturel Borges, Buenos Aires
Fokus Fotografie, KunstZeugHaus, Rapperswil
2008 Kult Zürich Aussersihl, Galerie/Museum Baviera, Zürich
Centro de la Imagen, Mexico City
Galerie Elisabeth Staffelbach, Aarau
2007 Overflowing Objectivity, Fotomuseo Bogota *
Galerie Sztuki Bunkier, Krakow
FO:KU:S Fotokunst, Stadtforum, Innsbruck
2006 Verein für Originalgrafik, Zürich
Photosuisse, CentrePasquArt, Biel
Museo Communale d’arte moderna, Ascona
Instituto Svizzero di Roma
2005 ACC Galerie, Weimar
Voisins Officiels, Musée d’Art Moderne, Lille
Der Traum vom Ich, der Traum von der Welt, Fotomuseum Winterthur
* Einzelausstellungen

Auszeichnungen
2004 Kulturstiftung Landis & Gyr, Werksemester London, Residency
2002 Kunst und Bau Wettbewerb, PWC Zürich, Realisation
2000 Kunststipendium der Stadt Zürich
Kunststipendium des Kanton Zürich
1999 Kunststipendium der Stadt Zürich
Kunststipendium des Kanton Zürich
1997-98 Werkjahr der Stadt Zürich in New York, Recidency
1996 Eidgenössischer Preis für Gestaltung, BAK
1995 Kunststipendium des Kanton Zürich
World Press Photo Award, Amsterdam
Leistungspreis der Hochschule für Gestaltung und Kunst, Zürich

www.sikart.ch
www.hausfuerkunsturi.ch/allgemeines/inszenierungen-und-andere-spiele/