Alex Zwalen

Viele Grüsse aus den Bergen

Seit der Ausstellung Und Aussichten im Jahr 2003, bei der ich A3-grosse, gemalte Postkarten gezeigt habe, arbeite ich an diesem Thema weiter. Mir gefällt das locker und leicht Dahingeworfene, das überraschend Ankommende und Unverbindliche, das der Versand und der Erhalt einer Postkarte ausmachen. Die Postkarte ist eine besondere Spezies und das Postkartenschreiben eine aussterbende Tugend: Ein oberflächlicher Gruss, meist aus den Ferien, von einem Ausflug oder einem Kuraufenthalt.
Die Postkartensammlung: Grüsse von und Erinnerungen an Menschen, denen ich heute noch begegne oder an die ich mich kaum mehr erinnern kann, und Orte, an denen ich selber war und solche, die ich gerne besuchen würde.

Diese Arbeit kommt einem Selbstporträt gleich, bei dem die Betrachter auch sich selber entdecken können. Vielleicht haben sie auch eine Postkartensammmlung zu Hause, ja vielleicht sogar noch jene der Eltern und Grosseltern. Hier schauen sie in eine fremde Sammlung und werden anhand von persönlichen Texten mit Fragmenten aus dem Leben des Künstlers konfrontiert.
Der Blick und das Motiv auf der Postkarte entsprechen nicht meiner Wahl, ich als Maler würde nie eine solche Gesamtansicht wählen. Auf der Postkarte hingegen geht das locker und wenn ich die Postkarte male, so male ich ein Stück weit nur dieses Stück Papier vor mir und nicht die Landschaft, die sich darauf befindet. Erst dann kann ich mich vergessen und der Sehnsucht nachgehen, die von jeder dieser Karten ausgeht. Denn ich bin in der Rolle des Empfängers, allein zu Hause nehme ich teil an den Reisen meiner Verwandten und Freunde. Und frage mich: Was will man in den Bergen? Und suche dabei den Berg in mir und die Bilder, die dieses Wort in mir auslösen. In mir laufen plötzlich Filme von sterbenden Bergsteigern und Momenten der eigenen Angst ab. Gerade darum sind vielleicht auch die Gefühle der Ruhe und Kraft und der Schönheit so stark.
Gibt der Berg mir Kraft und lässt er mich stark sein?
Wieweit formt mich das innere, wieweit das äussere Bild des Berges?
Meine Malerei dreht sich zu einem grossen Teil um dieses ewige Thema: das äussere und das innere Bild.
Die Art der Malerei ist bewusst locker, kein genaues Hinschauen, leicht und genussvoll wie in den Ferien. Und so ist die Arbeit auch gehängt: ausgehend von einer strengen Anordnung abwechselnd hoch und querformatig, bricht die Ordnung langsam auf.
Alex Zwalen

Alex Zwalen
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12.02.1958  in Manila
lebt und arbeitet in Zürich

Ausbildung
nach Volontariaten als Theatermaler am Schauspielhaus und Opernhaus Zürich
Besuch der Bildhauerschule Raimund Böll Hochwald
Kunststudium in der Malklasse der Chelsea School of Art London
vielseitige künstlerische Tätigkeiten in verschiedenen Medien
längere Aufenthalte in Spanien
eigenes Atelier für Dekormalerei in Zürich

Fussballfans kennen die Werke von Alex Zwalen schon länger aus Ausstellungen in vielen einschlägigen Lokalen und erkennen sich und die grosse Familie der Zugehörigen. Die kleinformatigen, in altmeisterlicher Technik mit Ölfarbe auf Holz gemalten Bilder zeigen Fan-Porträts im Dress der Schweizer Nationalmannschaft. Selber ein passionierter Kenner, malt der Künstler religiöse, fanatische, im Taumel schmerzlich verzerrte Ausdrücke, welche die ganze Leidenschaft eines Fussballmatches bekunden.

Seine figurativen Arbeiten nach der Natur, Fotografie und aus der Fantasie entfernten sich in den letzten Jahren etwas von der rein klassischen Malerei und wendeten sich kleinen Alltäglichkeiten zu, wobei der Künstler seiner facettenhaften Wahrnehmung folgt und sich mehr und mehr erlaubt, verschiedene Stile, Sichtweisen und Standpunkte zu vermischen.

Einzel- und Gruppenausstellungen (Auswahl)
2009 Galleria macelleria, Gruppenausstellung, Pontremoli, Italia
Stand by visions, Gruppenausstellung, Badi Utoquai, Zürich
Wandbild, COOP-Verteilzentrale, Dietikon
2008 replay. Der Ball in der Kunst, Gruppenausstellung, Haus für Kunst Uri, Altdorf
Galerie R 57, Zürich, Gruppenausstellung
Galerie Wengihof, Migros Clubschule, Zürich, Einzelausstellung
2007 FIGURATIVE, Galerie STATION 21, Zürich, Gruppenausstellung
2006 Galerie Jörg Stummer, Zürich, Gruppenausstellung
corps et âme, SALON 2006, Monaco, Gruppenausstellung
MIR WEI KENER WIIBER,  Museo Vela, Ligornetto, Gruppenausstellung
Galerie Jörg Stummer, Zürich, mit Ercan Richter und Reto Oeschger
Ausstellung und Malerei vor Ort im Fussballstadion Letzigrund, Zürich
2005 Raum für Räume, Gruppenausstellung, Shedhalle Rote Fabrik, Zürich
Lokale Aufhellungen von Martin Senn, Gruppenausstellung, Helmhaus Zürich

www.alexzwalen.ch
www.hausfuerkunsturi.ch/allgemeines/berge-versetzen/
www.hausfuerkunsturi.ch/allgemeines/replay-der-ball-in-der-kunst/

Alex Zwalen, aus der Serie «Steve und sini Fründe lueged de Match», 2005, Tafelbild, Oel/Dispersion auf Holz, ca. 40 x 40 cm
Ausstellungsansicht Haus für Kunst Uri - Replay. Der Ball in der Kunst 2008; Alex Zwalen, aus der Serie «Steve und sini Fründe lueged de Match» 2005, Tafelbild, Oel/Dispersion auf Holz, ca. 40 x 40 cm