Jean-Frédéric Schnyder

Als Malerei in der aktuellen Kunst um 1968/70 allenfalls noch als ein unter historischen Aspekten interessantes Medium galt, gehörte der junge Jean-Frédéric Schnyder zu jenen Künstlern, die mit ihrem konzeptuellen Ansatz die Überwindung der traditionellen Kunstgattungen überzeugt vorantrieben, und er hatte mit seinen poppigen Objekten und installativen Eingriffen auch Erfolg. Im Laufe der 70er-Jahre, da kaum Bilder gemalt wurden, bildete Schnyder sich im Engadin, fernab von den Kunstzentren, zum Maler aus.
Der Künstler arbeitete meist in umfangreichen Zyklen, so auch in userer 35-teiligen Landschaft. Inhaltlich kann dieses Hauptwerk Schnyders als Auseinandersetzung mit der Ambivalenz des Begriffs des Schweizer Hauses gelesen werden: das «Schwyzer Hüsli» als Inbild der heilen Welt, aber auch als verlogenes Sujet. Bezeichnenderweise malte er diese Bilderserie im eidgenössischen Jubiläumsjahr 1991. Dass zu dieser Zeit ein erstes Mal amerikanische Bomben auf Irak fielen, hat die Bildsprache und einzelne dieser kleinformatigen Gemälde ebendfalls beeinflusst. Landschaft greift ohne Berührungsängste auf Bilder verschiedenster Herkunft und auf unterschiedlichste künstlerische Handschriften zurück, auf Hodler etwa, auf Baselitz oder Walt Disney. Schnyder zitiert aber nicht oberflächlich oder beliebig; der Einsatz der verschiedenen Ausdrucksmittel geschieht sehr bewusst und wohl begründet. So wäre es in gleichem Masse fatal, ob der im engeren Sinne malerischen Qualität dieser Werke ihre hintergründigen und oft bitterbösen Intentionen zu übersehen, wie, ob der inhaltlichen komponenten der Bilder die Beherrschung des Handwerks und den souveränen Einsatz der malerischen Sprachen zu übersehen.
Beat Wismer

Jean-Frédéric Schnyder
*16. Mai 1945 in Basel, aufgewachsen im Waisenhaus von Bern
lebt seit 1996 in Zug

Ausbildung
1962-1965 Lehre als Fotograf in Olten
ab 1966 schuf er erste künstlerische Arbeiten, die als Objektkunst in der Nähe der Pop Art anzusiedeln waren
ab 1970 beschäftigte sich Schnyder mit Ölmalerei und konzeptueller Kunst

Medien der künstlerischen Arbeiten
Als Künstler ist Jean-Frédéric Schnyder ein Autodidakt. Sein Werk, seine Medien und Themen sind vielfältig. Als Maler war er in den Bereichen zwischen Realismus, Symbolismus und abstrakter Farbfeldmalerei tätig. Er schuf auch Plastiken aus Ton, Metall und Holz und Objekte aus verschiedensten Materialien wie Legobausteinen oder Kaugummi. Schnyders Kunst geht oft eine Gratwanderung zwischen Humor, Kitsch und einer Persiflage auf die herkömmliche Kunstwelt.

Einzel- Gruppenausstellungen (Auswahl)
diverse Ausstellungen in der Kunsthalle Basel, im Kunstmuseum Bern und im Aargauer Kunsthaus Aarau
2007 widmete das Kunstmuseum Basel ihm eine Ausstellung
1993 Vertreter der Schweiz auf der Biennale von Venedig
1982 Vertreter als Künstler auf der Documenta 7
1972 Teilnehmer mit einigen Objekten an der Documenta 5 in Kassel in der Abteilung Individuelle Mythologien
1969 lädt ihn Harald Szeemann zur Teilnahme an der Ausstellung When Attitudes Become Form in der Kunsthalle Bern

www.sikart.ch
www.hausfuerkunsturi.ch/allgemeines/dall-altra-parte-d1/
www.hausfuerkunsturi.ch/allgemeines/am-schonsten-ist-das-gleichgewicht-kurz-bevor-s-zusammenbricht/