Hanna Roeckle

Je nach räumlichem, aber auch geistig-emotionalem Standpunkt sieht der Betrachter ein Gemälde, hundert Gemälde oder ein Gemäldefragment, das auf alle Möglichkeiten der Malerei verweist – das Bild beziehungsweise der Gesamteindruck verändert sich fortlaufend.
Auch, weil in den Leerstellen der Wandarbeiten, die Struktur des Bildträgers, eben der weiss verputzten Wand, mit all seinen Licht- und Farbwirkungen «mitspielt», so wie im etwas über menschhohen Turm die Einblicke und die Durchblicke die Wahrnehmung und das Wahrgenommene verändern.
Innen- und Aussenraum werden zu einem Teil der plastisch-malerischen Arbeit – der Blick des Betrachters organisiert sowohl das Bildobjekt wie den Umraum ständig neu, wobei seine Wege, seine Schritte durch die Objekte veranlasst werden. Das scheinbar Statische der Arbeit wird mit Hilfe der Interaktion aufgelöst, als veränderlicher, nur in der Zeit erlebbarer Prozess, als multidimensionales Bildgefüge sichtbar …
Roland Scotti, Direktor Museum Liner Appenzell, Katalog «Farbe» Kunsthalle Ziegelhütte, Steidl 2010

Die Werke von Hanna Roeckle pendeln von Malerei zu Skulptur und zu Rauminstallation. So wenn die einzelnen Holztafeln aufgrund ihrer Tiefe von 6 cm den Charakter eines Objekts annehmen oder wenn die farbigen Bildtafeln ununterbrochen aneinander gereiht und an der Wand fixiert sind. Je nach Betrachterstandpunkt kippen sie vom Zwei- ins Dreidimensionale und facettieren den Raum auf diese Weise auf. Indem die objekthaften Holztafeln bald flach, bald stumpfwinklig mit den dazwischen noch erkennbaren Fugen miteinander verbunden sind, ergibt sich eine reliefartige Wirkung. Mit den Türmen schliesslich wird die Malerei mit einer Raum erobernden Geste in die Architektur integriert.
Die einzelnen Holztafeln beruhen auf genormten Bildmassen, einem Grundmodul von 33 x 43 cm oder 33 x 21.5 cm. Auf ihre vordere Oberfläche trägt Hanna Roeckle schichtweise fein nuancierte Farblasuren oder dicke, opake Farbschichten auf. Diese Tafeln können nun vielfach kombiniert werden. Fast fühlt man sich an das alte Lego System erinnert. Nur dass hier die Bildmodule variabel und erweiterbar sind.
Dominique von Burg, 2010, (aus: Die Eroberung des Raums durch Farben und Farbkörper)

Hanna Roeckle
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in Vaduz
lebt und arbeitet in Zürich

Ausbildung
1970–1975 Hochschule für Gestaltung in Zürich
1975–1994 Lehrauftrag/Kunstunterricht Mittel- und Berufsschule, Zürich
1993 Studium der Druckgrafik in der Künstlerwerkstatt Bethanien, Berlin
1996 Atelier in Berlin
2007 Stipendium der Kulturstiftung Landis & Gyr, Atelier in Berlin

Einzelausstellungen (Auswahl)
2014 Haus für Kunst Uri, mit Bernhard Voïta und Andreas Marti
2014 Galerie la Ligne Zürich
2012 Galerie am Lindenplatz, Vaduz
2010 Galerie La Ligne, Zürich
2010 Kunsthalle Ziegelhütte, Museum Liner, Appenzell
2009 Galerie Carla Renggli, Zug
2009 Galerie Alte Schule, konkret poetisch, Berlin
2008 Galerie am Lindenplatz, Vaduz
2007 Galerie La Ligne, Zürich
2005 Kunsthalle Weimar (D)
2005 Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt (D)
2003 Kunstraum Engländerbau, Vaduz
2003 Galerie Werner Bommer, Zürich
2001 Siemens Schweiz AG, Zürich
1999 Galerie im Amtshimmel, Baden

Gruppenausstellungen (Auswahl)
2013 Galerie Wild Zürich, Skulpturen im Park
2013 Art Karlsruhe Galerie am Lindenplatz
2012 Galerie Carla Renggli, Zug mit Judith Albert
2012 Galerie la Ligne, Zürich, Skulpturen im Park
2012 Museum Liner, Appenzell, Work Work Work
2012 Galerie La Ligne, Winter Group Show
2012 Villa Bosch, Radolfzell (D)
2012 Galerie C. Art, Dornbirn (A), geometrisch abstrakt
2011 Kunsthaus Grenchen, Impression 2011
2011 BBKL, Salle d’Exposition, Monaco
2009 FL Contemporary, Palais Porcia, Wien (A)
2009 Out of the Dark, Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz
2009 Museum für Druckgrafik, Rankweil (A)
2008 Maecenas Art Forum, Berlin (D)
2008 Alex Gallery, Washington (USA)
2006 Castelluccio di Pienza (I)
2006 Motiva, Museum Modern Art, Austria Center, Wien (A)
2003 Lincart, San Francisco (USA)
1998 Kunsthaus Zürich, Freie Sicht aufs Mittelmeer, Event
1995 Helmhaus, Zürcher Inventar, Zürich
1987 Shedhalle, Zürich

Arbeiten im öffentlichen Raum (Auswahl)
2012 Stadt Dietikon, Alters- und Pflegeheim, Wandrelief
2012 Philathelie Liechtenstein, Briefmarken Druckkunst
2011 Kanton Zürich, Obergericht Affoltern a. A.
2008/09 Dorfzentrum Schaan, Dorfplatz und Wandmalerei in der Tiefgarage
2006/09 Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz, Wandobjekte
2006 Centrum Bank AG, Vaduz, Bodenobjekte

www.hannaroeckle.com
www.sikart.ch
www.hausfuerkunsturi.ch/allgemeines/melencolia/