Katja Loher

«In Märchen und Film dienen Kristallkugeln als magische Fernrohre in die Zukunft. Die Glaskugeln Katja Lohers indes bergen vielschichtige Reflexionen unserer Welt. Ganz ohne Simsalabim. Man muss nur hinein schauen, schon offenbart sich ein farbenprächtiger Videokosmos voller Glanz, voller Leben.
Bubbles nennt die in New York lebende Schweizerin ihre selbstentworfenen Glaskugeln, die von einer Glasbläserin gefertigt werden. An Luftblasen und Seifenschaum erinnern die Bubbles nicht nur dem Namen nach. Fragil ist das sternenklare Glas, wie schwerelos schweben dreidimensionale Videobilder im Innern. Tänzer in leuchtenden Kostümen formieren sich zu kaleidoskopischen Mustern und Ornamenten, auch zu Buchstaben und Worten, die sich zu Fragen reihen, poetisch, hintergründig, klug. Diese Fragen, inspiriert vom chilenischen Dichter Pablo Neruda, klingen lange nach.
Katja Lohers Kunst spricht unmittelbar an – und bleibt zugleich so schwer fassbar wie eine lockende Spiegelung. Aufgenommen sind die Videos stets aus der Vogelperspektive, vor ihnen wird man zu einem modernen Gulliver, der unbeholfen über einem Mini-Paradies steht. […]
Katja Loher komponiert ihre Wunderwelten mit Tanzprofis und Choreographen, mit Musik und Kostümen, die präzise aufeinander abgestimmt sind. Und mit modernster Videotechnik, die in ihren Ausstellungen unsichtbar bleibt. In vielen Wohnzimmer ist Unterhaltungselektronik ganz normal, doch Katja Loher inszeniert ihre Videoskulpturen nach der alten Artistenweisheit: einem perfekten Kunststück sieht man die Arbeit nicht an. Für die Bubbles gilt das ebenso wie für ihre raumgreifenden Installationen und die Videoplaneten, für die sie Wetterballons als Projektionsflächen nutzt. ‹Aggressive Beauty› nennt Katja Loher ihr geniales Konzept, Kunstwelten zu erschaffen, die den Betrachter mit makellosen Bildern verlocken, näher zu treten, um ihn dann en passant mit gewichtigen Fragen zu konfrontieren. Ihre je für Zwei gedeckten Videotische laden dazu ein, Platz zu nehmen in der Kunst. In Gläsern und Karaffen und in tellerrunden Öffnungen sind Videos zu sehen: Nahrung für die Augen, die die Nahrung für Leib und Geist thematisiert. In Last Supper tänzelt auf einem der Tellerscreens ein fröhliches Bienenballett als Sinnbild natürlichen Werdens und Reifens. Vis-à-vis verweisen Tabletten und Trockennahrung auf das von Wissenschaftlern prognostizierte Bienensterben und dessen mögliche Folgen für unsere Ernährung. In Supper for Two reihen sich getanzte Buchstaben auf den Tellerscreens zu Fragen, die im ersten Moment an den Abend-Smalltalk eines allzu vertrauten Paares denken lassen. Doch durch eine kleine absurde Note führen sie in die Abgründe des ganz normalen Lebens: How many hours had your day? What didn’t you do?»
Aus: «Katja Loher – Will the Moon Ask the Tide to Swallow the Land One Day», Alice Henkes

Katja Loher
*1979 in Zürich
lebt und arbeitet seit 2004 in New York und Basel

Ausbildung
2000–2001 ESBA Ecole Supérieure des Beaux-Arts, Genf
2001–2004 FHBB HGK, Abteilung Bildende Kunst Medien Kunst, Basel
2004 Diplom HGK Basel, Bildende Kunst, Medienkunst

Einzelausstellungen (Auswahl)
2014 Figge Museum, Iowa, USA
2013 Haus für Kunst Uri, Schweiz, mit Peter Sauerer
Galerie Andres Thalmann, Zürich, Schweiz
C-Space, Beijing, China
2012 MuBE, Museu Brasileiro da Escultura, Sao Paulo, Brasilien
2011 Galleria Tiziana Di Caro, Salerno, Italien
2010 Galerie Andres Thalmann, Zürich, Schweiz
2007 Kunsthalle Palazzo, Liestal, Schweiz, mit Sirous Namazi, John Wood & Paul Harrison
2006 Forum Vebikus, Schaffhausen, Schweiz
2005 Switzerland Festival Rose D’Or, KKL Luzern, Luzern, Schweiz

Gruppenausstellungen (Auswahl)
2013 The Leonardo Museum, Salt Lake City, USA
2012 The Field Museum, Chicago, USA
Augmentations, Municipality Gallery Netanya, Israel
2011 Dialogicos, Lourdina Jean Rabieh Gallery, Sao Paulo, Brasilien
Photography as Object, Martha Schneider Gallery, Chicago, USA
TINA B, Festival of Contemporary Art, Prag, Tschechische Republik
2010 NETinSPACE MAXXI, National Museum of the Arts of the XXIst Century, Rom, Italien
Biennale di Venezia – 12th International Architecture, Arsenal Nord, Venizia, Italien
United Nations Pavilion at the Shanghai Expo, Shanghai, China
New Sculptural Media, Armory Center for the Arts, LA, USA
Porsche Center, Padova, Italien
2009 Post Dimension – A Journey in the Contemporary Art, Torrione Passari, Bari, Italien
Siggraph Asia 2009, Yokohama, Japan

Auszeichnungen und Stipendien
2010 Kunstkredit Basel-Stadt, Werkebeitrag
2009 Atelierstipendium in Peking, iaab: Internationales Austausch- und Atelierprogramm Region Basel
2008 ValiART-Award by Valiant, Bern
Fachausschuss Audiovision und Multimedia der Kantone BS und BL
Atelierstipendium des Kanton Schaffhausen in Berlin
2007 0-1 Artist Visa, Künstlervisum, New York
Alexander Clavel Stiftung Kulturförderpreis, Riehen
2006 Atelierstipendium in New York, iaab: Internationales Austausch- und Atelierprogramm Region Basel
2004 TPC CreaTVty Award, TV Produktionszentrum Zürich
Kunstkredit Basel-Stadt, Freies Projekt

www.katjaloher.com
www.hausfuerkunsturi.ch/allgemeines/natur-zwischen-sehnsucht-und-wirklichkeit/
www.hausfuerkunsturi.ch/allgemeines/miniversum-d3/