Hurter-Urech

eins und eins

Seit Beginn unserer gemeinsamen künstlerischen/performativen Arbeit im Jahr 1998 steht das Thema des Paars oder abstrakter: der Zweiheit im Vordergrund. Zweiheit verstanden als Begegnung eines Ich und eines Anderen. Dieses Verhältnis kann von ganz unterschiedlichem Charakter sein: Abhängigkeit, Ergänzung, Verdoppelung, Liebe, Sorge, Nützlichkeit, Kampf, Ergebenheit, u. v. a. In vorgefundenen oder selbst geschaffenen Bildräumen und Aktionsfeldern agieren wir, durch das fotografische oder filmische Festhalten oder durch die zeitliche und räumliche Begrenzung einer Performance finden die Aktionen zur narrativen Form von Geschichten. Die Ausgangspunkte für die Geschichten und Abenteuer der zwei Wesen sind vielfältig: vorgefundene fotografische und gemalte Bilder, die umgebende Landschaft, Märchen für Kinder, antike Tragödien oder auch erlebtes Alltagspech, wie das Abbrechen eines Stiftzahns, das den Anstoss für eine Bildgeschichte gibt.

Nussknacker-Suite
Installation mit 7 audiovisuellen Magic Black Boxen
Nach dem Ballett Der Nussknacker von Peter Iljitsch Tschaikowsky, 1892 und der Erzählung von E.T.A. Hoffmann Nussknacker und Mausekönig, 1816

In diesem Projekt haben wir uns von Ballettmusik inspirieren lassen – eine Musik, welche ja eigens für die Bühne (und somit für eine Umsetzung in konkrete Bilder) komponiert worden war. Sie bildet die sinnliche Sphäre, in der sich die zwei Wesen entfalten und ihre Beziehung lebendig wird. Selbstverständlich versuchen wir nicht, einen Balletttänzer und eine Ballerina zu imitieren, dazu wären wir ohnehin nicht im Stande. Aufgeführt werden vielmehr 7 absurd-komische und absurd-romantische Pas de deux; alles en miniature, denn es sind nur unsere Hände, Füsse oder Bäuche zu sehen. In unserer Absicht steht aber nicht die ironische Interpretation, sondern eine Zuspitzung hin zu einer Absurdität, wo keine Scheu besteht, sich dem Schöngeistigen mit Herz hinzugeben, die Kniffligkeit von Gegenständen elegant zu überspielen und der Widerborstigkeit von Materialität unbedarft zu trotzen.

Der Plot von Hoffmanns Nussknacker und Mausekönig ist durchwirkt von fantastischen Vorkommnissen, Überlagerungen von Realitätsebenen, Sinnverwirrungen, Träumereien, Kindereien, Verwandlungen, Kapriolen der Wahrnehmung – bis zum Schluss der Erzählung wird nie aufgelöst, was denn nun eigentlich kindliche Phantasie, was Träumerei und was Realität ist. Welches Medium wäre da treffender und adäquater als die Magic Black Box, in der sich die reale 3-dimensionale Bühne und das 2-dimensionale filmische Geschehen auf – eben: magische – Weise treffen?

Hurter-Urech

Diese Installation wurde finanziell von Audiovision und Multimedia BS/BL, dem Aargauer Kuratorium und point de vue, Basel, unterstützt.

Dos Bravos
12 Videos, Gesamtdauer 10’ 40’’, Farbe

Sind Beckett’s Wladimir und Estragon im Wilden Westen gelandet? Wie jene zwei, so versuchen auch hier Dos Bravos (‚Zwei Tapfere’) mit Ausdauer und Unverdrossenheit ihrer Existenz Halt und Inhalt zu geben. Selbst nachdem sie vom Zug zweimal überrollt worden sind, humpeln sie auf ihren Beinstummeln weiter, auf dem Schienenstrang gegen ein nebulöses Ziel im Irgendwo.

Dos Bravos zeigt zwölf kurze Episoden aus der Odyssee von zwei Figuren. Als Jägerlein getarnt, schweifen sie durch eine von allerlei Tieren bewohnte, jedoch von Menschen verlassene Gegend. Ihre Unternehmungen und Streifzüge werden durchkreuzt von fiesem Ungemach, Skurrilitäten und unheimlichen Begegnungen. In jeder Geschichte nehmen die zwei einen neuen Anlauf, dem Lauf der Dinge und dem Schicksal zu trotzen. Aber mit ihrem absurden Schabernack tragen sie selbst dazu bei, dass es anders kommt, als sie denken.

Hurter-Urech

Regula Hurter
*1952 in Basel

Ausbildung
Studium und Lizentiat der Rechtswissenschaften an der Universität Basel
Studium und Diplom für Bildende Kunst an der FHNW/HGK Basel
Seit 1998 Zusammenarbeit mit U. Urech im Bereich Video, Fotografie, Performance

Uri W. Urech
*1949 in Basel

Ausbildung
Studium der Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Zürich
Studium Neue Medien an der HGK/FHNW Basel
Mitglied der Arbeiterfotografen Zürich
Mitbegründer von VIA AudioVideoFotoKunst Basel
Mitglied bei point de vue audiovisuelle produktionen Basel
Seit 1998 Zusammenarbeit mit R. Hurter

Ausstellungen (gemeinsame, Auswahl)
2010, Nussknacker-Suite, 7-teilige Videoinstallation (Macig Black Boxen), Nach der Musik Nussknacker-Suite von P. I. Tschaikowsky und dem Märchen Nussknacker und Mausekönig von E. T. A. Hoffmann
Darsteller: Hurter-Urech, Unterstützt vom Fachausschuss Audiovision und Multimedia BS/BL und Aargauer Kuratorium, Haus für Kunst Uri
2009, Bakchen des Euripides, inszenierte Fotografie, 34 Farbfotos nach der altgriechischen Tragödie Die Bakchen von Euripides, Darsteller: Hurter-Urech, (in Produktion)
Dos Bravos – 12 Shortstories, Video, 10:40 Min., Farbe, Darsteller: Hurter-Urech, Haus für Kunst Uri
Unsterbliche Melodien, Performance, Performer: Hurter-Urech, Shift Festival der elektronischen Künste Basel
2008, Herzkirsi, inszenierte Fotografie, 18 Farbfotos, Darsteller: Hurter-Urech, Unterstützt vom Aargauer Kuratorium
Mintfresh, Körperabgüsse von Hurter-Urech, aus Bonbonmasse , KunstRaumRiehen
Fallobst, Medieninstallation (Magic Black Box), Darsteller: Hurter-Urech, KunstRaumRiehen
Le Jeu à l’Orange , Medieninstallation (Magic Black Box), Darsteller: Hurter-Urech, Fabrikculture Hegenheim / F
2007/2008, Die Waldlichtung / La Clairière, Performance und Medieninstallation (Magic Black Box), Performer: Hurter-Urech , Preisträger des Performance-Wettbewerbs ‚Sicht auf das Original’, Kunsthaus BL , Fabrikculture Hegenheim
Die Krönung, inszenierte Fotografie, Lochkamera, 12 Farbdias, Darsteller: Hurter-Urech

www.sikart.ch
www.hausfuerkunsturi.ch/allgemeines/am-schonsten-ist-das-gleichgewicht-kurz-bevor-s-zusammenbricht/